Mohri's Ansichten

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Was ist Theologie?

Posted by mohri - 28. März 2011

Was ist Theologie?

Man könnte natürlich erst einmal an das Wort selbst herangehen und es philologisch betrachten, danach den Werdegang innerhalb der Kirchengeschichte und dann in unserem heutigen kulturellen Kontext analysieren.
Doch das ganze Theater will ich mir an dieser Stelle sparen.
Es soll jetzt ganz schlicht und einfach um das gehen, was Theologie seien soll und eigentlich auch seien will.

Theologie will…:

1. …die Proklamation des eigenen Glaubens sein

Eins der wunderbaren Fakten am christlichen Glauben ist, dass wir nicht alle in eine „theologische Richtung“ fahren müssen, sondern lediglich, wie Paulus schreibt, unter dem „einen Glauben“ – den an den Vater, Sohn und Heiligen Geist, wie er in der Schrift bezeugt wird-, zusammenkommen sollen.
Somit kann jeder Christenmensch verschiedene Nuancen innerhalb seiner Theologie setzen, denn eben dies macht den christlichen Glauben mit allen Denominationen umso reicher und lebendiger.
Wäre dem nicht so würden wir vllt. alle noch in der frühen katholischen Kirche herumschwirren.
Eben dies bedeutet aber auch zugleich, dass schon anhand der Heiligen Schrift die Nuancen unterschiedlich sind, je nachdem welches Publikum der jeweilige Autor ansprechen will -bspw. schreibt Paulus seinen Brief an die Römer anders als Jenen an die Epheser, oder an Timotheus-.
Die Proklamation des eigenen Glaubens bedeutet: seine persönlichen Erfahrungen mit Gott preiszugeben, egal ob in Faszination, Jubel, schlichte Begeisterung, das Durchtragen in schweren Zeiten, das Zuhören Gottes, das Erleben göttlicher und unverdienter Gnade, usw. Wenn die Seele sich öffnet vor Freude über ihren Schöpfer kann dies nur schlecht versteckt bleiben; hier wirkt Christus im Menschen, der Sohn verherrlicht den Vater in der Freude des Einzelnen. Eben jene Freude wirkt sich unweigerlich auf die Seele des Nächsten aus, denn dann freuen sich alle Glieder, das meint andere christliche Geschwister, mit.

2. …den Anstoß um über Gott und sein Wesen nachzudenken geben und somit zu Gott führen

Aus jener Proklamation kann nun in der christlichen Gemeinschaft, in der der Herr leibhaftig anwesend ist, frohen und frommen Mutes diskutiert, nachgesinnt und gemurrt, etc. werden, hier kann und hier soll Heiligung geschehen, denn das ist der Raum, da wahre Erkenntnis zu Tage kommen darf: im Reden von den Erkenntnissen aus der Heiligen Schrift – sei es Zu,- oder Anspruch, sei es Ermahnung, Seelsorge, oder schlichte Gotteserkenntnis –  kommt das lebendige Wort Gottes selbst zu dem was es eigentlich ist: die Mitte der christlichen Versammlung. Denn in und durch Christus wird hier der profane soziale Organismus zur Gemeinschaft der Heiligen, zur Versammlung um Das Wort, herum.
Daraus folgt unweigerlich die innige Gemeinschaft innerhalb dieser Versammlung zum Einen und zum Anderen die Anbetung, die Danksagung an Gott.
In diesem Prozess, da die Transzendenz Gottes aus dem Jenseits, zu einer Diesseitigkeit in die Gemeinschaft und das Herz eines jeden Einzelnen vordringt jubeln die himmlischen Chöre.

3. …durch den Heiligen Geist betrieben werden.

Theologie an und für sich ist natürlich die Lehre von Gott, doch damit es nicht zur Leere wird, bedarf es des Heiligen Geistes. Eine profane und zugleich perfide Wissenschaft daraus zu machen, das vermag wohl jeder der meint wissenschaftlich arbeiten zu können.
Doch dann ist eben die Theologie Wissenschaft als Solches, nämlich die Le(e)hre vom Wissen. Denn je mehr ich weiß, dass ich etwas weiß, weiß ich, dass ich nichts weiß…
Gottes Wesen und seine Heilige Schrift sind in der Tiefe doch so unendlich unbegreiflich, dass kein Mensch es je zur Gänze verstehen mag.

Der wahre Christenmensch weiß jedoch darum, deswegen ist es für ihn auch kein Problem Fragen einfach stehen zu lassen mit der Antwort: „Darauf habe ich keine Antwort“ – bspw. nn Fragen der Theodizee (jedenfalls in einer Debatte mit einem Atheisten, da diese ja nunmal ohne den Heiligen Geist keine Erkenntnis haben können), ansonsten immer auf Gottes Liebe verweisend.
Das bedeutet weitergedacht: Theologie geht stets von Gott selbst aus, denn der Christenmensch ist und bleibt nur Vermittler – und lebendiger Beweis – der Gnade und der Allwissenheit Gottes.
Vertrauend darf sich Jener darauf verlassen, dass der Gute Geist Gottes, der in ihm wohnt, sich seiner erbarmt und ihm zur rechten Zeit die rechten Worte aufs Herz legt, ihn sozusagen führt.

All das will Theologie sein. So kann ein Jeder einmal Maßstab an sich selbst, aber auch gut und gerne an andere, vor allem selbstdeklarierte Theologen, legen, ob es sich um wissenschaftliches Geschwafel, oder göttliche Theologie handelt. Ein Christ der nie Thologie betreibt ist auch Keiner.

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Von der (ewigen) Wiederkehr aller Dinge: Was setzt man dem Bindestrich-Christentum entgegen?

Posted by mohri - 13. März 2011

Anfang des 21. Jahrhunderts:
Die Theologie, das Christentum selber, ist einer Mannigfaltigkeit verschiedener Richtungen und Denominationen vorhanden, wie es nie zuvor wohl möglich war.
Eben dadurch werden für die Theologie immer weitere Einflüsse menschlichen Lebens relevant: Soziologie, Psychologie, andere Religionen, usw.
Dies führt, wie man sehen kann, die Gotteslehre immer weiter davon ab, was sie eigentlich sein soll: Eben jene Lehre von dem einen, wahren und lebendigen Gott.
Sie will immer weniger jenes Instrument sein, das zum allmächtigen Gott führt, vielmehr aber das was den Menschen wohl gefällt; nicht mehr in klarer und schlichter Weise von dem Gott reden, der Himmel und Erde, die Menschheit schuf, sondern viel lieber davon, wie die Menschheit von Gott hören will.
Die „rechte Art und Weise“ von Gott zu sprechen ist nunmehr verkommen zum profanen Gedankenaustausch von Christen, Atheisten und Heiden darüber, wie christlicher Glaube in der hiesigen Welt akzeptabel umgesetzt werden kann.

„Alle alten Traditionen gehören verdammt“ sagen da manchen Stimmen, „Gott ist nicht nur durch Christus erfahrbar“, andere Stimmen, und wieder Andere: „die Aufgabe der Kirche ist Mission, das heißt: wir müssen unser (vermeintlich) christliches Denken und Handeln, unsere Ethik und Dogmatik umwandeln, vllt. sogar auflösen um der Menschen Willen“.
Diese Beispiele zeigen Denkmuster einiger „Theologen“. Sie mögen Pfarrer, Doktoren, oder Professoren sein, doch betreiben sie keine Theologie.
Denn nicht jeder Theologe, der sich so nennt, ist in Christi Sinn Theologe, nicht jeder Christ Nachfolger dessen, auf den er sich laut des Wortes beruft.
Mit Sicherheit will ich kein Plädoyer für eine erstarre Kirche einlegen, doch kann man als Christen seinen Lebenssinn dermaßen verfehlen? Ja man kann:
All dies, wohl in abgewandelter Form, war in gewisser Weise auch schon das Problem des Protestantismus vor knapp 100 Jahren.
Damals jedoch gab es Einige, die dem Bindestrich-Christentum etwas entgegensetzten wollte; als Paradebeispiel beziehe ich mich hier einmal auf Karl Barth zu seiner 1. Wende, der des Römerbriefs, aus dem heraus sich folgende Punkte in theologisch rechter Art und Weise ableiten lassen:

1. Gott ist Gott

Wir wollen hierbei nicht vom Gott der Menschheit reden – dem graubärtigen alten Opa der im Himmel gerne mal ein Auge zudrückt – sondern von Jenem, der Allmächtig ist, von Jenem der die Heiligkeit in Person ist, von Jenem der Gericht über die Welt halten wird.
Gott ist Gott in seiner ganzen dreieinigen Person, in der transzendenten Jenseitigkeit aller menschlichen Erfahrung und Logik. Er ist zur Gänze anders als die Welt, denn er will sich nicht den Menschen anpassen, sondern steht souverän über ihnen. Er ist der Schöpfer, wir sind seine Kreaturen, von ihm erschaffen, Gott ist fern von jeder Religion, jeder Sünde und Ungerechtigkeit.

2. Die Welt ist die Welt

Die Welt ist nicht Gott, weder die Götter, die wir uns erschaffen, noch wir Menschen selber sind es.
In der Diesseitigkeit besteht ihre Natur, in der Gefallenheit ihre Bestimmung, eben ganz im Gegensatz zu Gott: die Welt existiert in Zeit und Raum, Gott herrschst und wirkt aus der Ewigkeit heraus.
Die Welt mit ihren fixen Vorstellungen vom Schöpfer, in ihrer sündhaften Natur, ihrer Abgefallenheit, ihrer moralischen Verwerflichkeit, ihrem exorbitanten Unglauben hat keine Verbindung zu dem durch und durch heiligen Gott, dem die Engel dienen; er wendet sich ab und stellt sich gegen diese Gefallenheit der Welt.
Auch wenn Viele meinen, man selbst könne zum Gott werden, oder den Gott in uns selbst finden, so ist es doch nur hohles Gefasel: der Mensch in seiner Ganzheit wandelt im Schatten der Sünde, die ihn ergreift vom Scheitel bis zur Sohle.

3. Gott trifft die Welt

So wie er die Welt einst schuf, wird er auch über sie Gericht halten in aller härte gegen ihre sündhafte Natur. Wie „ein Blitz“ die Erde trifft, so wird das Gericht Gottes über die Menschen ergehen, in aller Härte und doch in vollkommener Gerechtigkeit. Nichts und niemand vermag diese Urgewalt – wenn man davon sprechen kann dann wohl nur von der omnipotenten Gewalt Gottes – etwas entgegenzusetzen.

4. Die Offenbarung Gottes

Gottes Offenbarung ist aus der transzendenten Jenseitigkeit in die immanente Diesseitigkeit einzig und allein in der Offenbarung seines Sohnes Jesus Christus möglich.
Genauso wie er von den Aposteln, den Propheten bezeugt und vorhergesagt wurde ist er die leibhaftige Offenbarung durch seine zugleich ganze Menschlichkeit und Göttlichkeit gegeben. Nur wer diese Offenbarung im Glauben empfängt und an ihr festhält wird vom Zorn Gottes nicht erfasst werden.

Was bedeutet das nun, ist denn Gott nicht der liebe Gott der sich den Menschen, seinen Kindern, nähern will und möchte dass ein Jeder in den Himmel kommt?
Erst jener Mensch, der begreift dass sich Gott gegen sein sündiges Fleisch, seine Natur, die er auf Grund der Erbsünde innehat richtet und dies annimmt, kann Rettung durch Christus empfangen. Denn dann greifen die Worte unseres Herrn: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, keine kommt zum Vater denn durch mich… Ich bin die Auferstehung, usw.“.
Gott richtet sich gegen das Bindestrich-Christentum, das versucht seine Göttlichkeit außer Kraft zu setzen, ihn zum profanen Etwas zu degradieren; Gottesdienste so zu gestalten dass sich Menschen in ihm „wohlfühlen“, doch in jenen „christlichen“ Zusammenkünften will der Herr nicht wohnen, denn es gibt ihm keine Ehre. Dies soll keine Absage an eine stetige Reformation der göttlichen Gemeinschaft der Heiligen sein, doch muss diese vom Heiligen Geist selbst her kommen, nicht aus der Menschen Moral und Logik.
Erst wenn die Erkenntnis offenbar wird, das die Menschheit nicht seins-analog zu Gott, das heißt nicht das Wesen Gottes innehat, kann die Glaubensanalogie, was eben Christus in uns meint, greifen, allein doch durch Glauben und Gnade. Denn die Christenheit ist nicht dazu berufen jedem Menschen Gott schmackhaft zu machen, sondern sein Evangelium zu verkündigen; die Gemeinschaft der Heiligen soll aus der Versammlung um das Wort herum leben: zum Einen aus der sonntäglichen Versammlung, in deren Mittelpunkt die Verkündigung des göttlichen Wortes und die Sakramente stehen. Denn darin ist der Herr leibhaftig anwesend: aus der transzendenten Jenseitigkeit wird eine immanent-transzendente Leibhaftigkeit im Diesseits.
Zum Anderen aus der stetigen Versammlung um das lebendig gewordene Wort Gottes: Christus selbst, wie es die ganze Schrift zeugt; nur wer an ihn glaubt wie es eben jenes Heilige Wort bekundet, aus dem werden Ströme lebendigen Wassers fließen, eben nur dann kann man sich Christ nennen.

Rekapitulierend soll dem Mode-Christentum, der Emerging Church- Bewegung, die man gut und gerne als Bindestrich-Christentum betiteln kann und eben die sich als „neuprotestantisch“ profiliert, ein Zitat von Karl Barth abschließend entgegengesetzt werden: „Lieber katholisch als neuprotestantisch“.
Denn, wie schon angedeutet, vermag Gott nichts anzufangen mit einem „Christentum“ der Mannigfaltigkeit, da es keine absolute Wahrheit, keinen schmalen Weg, keine enge Pforte, eine philosophische Auslegung der Heiligen Schrift,  eine Abkehr vom wahren Glauben, eine Ablehnung der Göttlichkeit Gottes -und somit Jesu Christi und seiner Schrift-, wie es in allzu vielen Emerging-Bewegungen ja der Fall ist, anzufangen, sondern schallend darüber zu lachen was sich heute alles „Christlich“ nennt und unter diesem Decknamen agiert. Punktum: Gott wird auch über Jene am Jüngsten Tag Gericht halten.

So soll dieser kleine Einblick in Teile der dialektische Theologie ein wahrhaftig-christlichen Kontrast zu der heutigen Theologie, egal ob ultra-orthodox, ultra-evangelikal, liberal oder emerging, darstellen und kann mit Sicherheit gute Glaubensgrundlage sein.

 

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